27.7.08

Vietnam, 18.-31. Juli 2008

Ho Chi Minh City (Saigon)

Im Vietnamkrieg war die grösste Stadt des Landes (5.4 Mio Einwohner) Hauptstützpunkt der Amerikaner. Das Verkehrsaufkommen ist unglaublich, sogar Bangkok ist da ein Seich dagegen, Strassenüberquerungen kommen einem regelrechten Spiessrutenlauf gleich.
Ich kam Freitag Abend nach problemlosem und komfortablem Grenzübertritt im Backpackerviertel an, am nächsten Tag hiess es die Innenstadt ablaufen; zu sehen gibt es allerdings nicht allzu viel, den Wiedervereinigungspalast habe ich mir geschenkt, da ich schlicht nicht wusste, was es darin zu sehen geben soll, das Vietnamkriegsmuseum konnte ich mir aber keinesfalls entgehen lassen: War sehr interessant und detailreich (Statistiken, Fotos und Waffen), Material, das damals von den Amis benutzt wurde, wird heute noch in abgewandelter Form in der Schweizer Armee verwendet (M109, Tiger F5), wenn auch nicht mehr lange.
Am Sonntag wollte ich mir eigentlich lediglich den Mekong reinziehen, doch stand auf dem Besichtigungsprogramm noch jenster Touristenscheiss zusätzlich auf dem Plan: Wie Schafe lief man dem Tourführer hinterher und besuchte Zückerliherstellungsstätte (gähn), lauschte einheimischer Musik (gähn), ass dabei Früchte (interessant), liess sich von viel zu kleinen Pferden durch die Gegend ziehen (hab' ich mich geweigert, bin ich gelaufen, war ich stolz auf mich), fuhr man wieder in die Stadt zurück. Der Mekong ist verdammt gross und breit (zweitlängster Fluss der Welt) und wird auch tüchtig benutzt, der Rest ist für nix.
Abends traf dann Richard (Coops) Cooper ein, einer der Englaender, mit denen ich in Kambodscha unterwegs war, und am naechsten Tag war die Besichtigung eines Wiederstandsnests der Vietcong angesagt: Nach einem antiamerikanischen (Amis werden Imperialisten und kleine roten Teufel genannt) sozialistischen Propagandafilmchen schaute man sich Tunnel (die lebten unter Tage), Fallen, Bomben und -krater an, die Idioten hatten dann noch die Moeglichkeit, mit Schusswaffen rumzuballern, und als Höhepunkt konnte man selber durch einen Tunnel schlurfen bzw. kriechen. War alles in allem ziemlich spannend. Nach langweiligem Ausgang fuhr Dienstag morgen der Bus nach Mui Ne.



Mui Ne

Der mehr oder weniger bekannte Windsurfort im Norden von Saigon war unser nächstes Ziel. Der Geruch der Fischsauce bzw. die zum Trocknen ausgelegten Fischchen sind allgegenwärtig, ansonsten waren wir jedoch enttäuscht: Der Strand ist kaum die Bezeichnung wert, das Wasser dreckig, das Dorf erstreckt sich über elf Kilometer am Strand entlang und besteht hauptsächlich aus Hotelkomplexen, und im laut Lonely Planet angesagtesten Club läuft Vengaboysmusik. Am ersten Tag nach unserer Ankunft mieteten wir Roller und statteten den nicht sonderlich spektakulären, aber hübschen Sanddünen einen Besuch ab, am zweiten Tag liess ich den geplanten Windsurfkurs sausen, stattdessen holten wir uns beim Bodyboarden einen tollen Sonnenbrand, der den zur Hypochondrie (Sonne, Malaria, Verdauung) neigenden Coops noch lange beschäftigen sollte...
Naja, Mui Ne ist ausser für Surfen nicht wirklich zu empfehlen, nach zwei Nächten brachen wir zur nächsten Destination auf, wenigstens haben wir noch nie so günstig und gut gegessen (bereits legendärer Zitronensaft für 35 Rappen...), und 5USD pro Nacht sind auch nicht die Welt.



Nha Trang

Die Backstreetboys-DVD, welche im einen Restaurant lief, als Höhepunkt zu bezeichnen, wäre falsch, vielmehr war es der Gedanke, dass hier zwei Wochen vorher die Miss Universe Kandidatinnen im Sailing Club auszugehen pflegten. Die zwei Tage und Nächte in der 300'000 Einwohner zählenden Stadt sind schnell erzählt: Essen, Ausgang, etwas (sehr schöner) Strand, etwas Fötelen (Pagode, Riesenbuddha), etwas lokale Getränke mit uns auslachenden Lokalen Konsumieren: So lässt es sich leben, Nha Trang hat gut gefallen, gute Mischung zwischen Einheimischen und Touris, mit (für Vietnam ausnahmsweise) gutem Nachtleben.


Hoi An

Samstag Abend nahmen wir den Schlafbus nach Hoi An. Nach anfänglichem Ausrufen, ein normaler Car wäre mir als Schlafgelegenheit lieber als in 1.5m Höhe in der Mitte des Busses auf einer Liege gebettet zu sein, die so breit wie mein Arsch ist, hat sich dies dann doch noch als relativ geruhsam herausgestellt. Trotzdem ging das ständige Hupen des Dickheads (eines der schönen englischen Wörter, welche ich bis jetzt neu erlernt habe) hinter dem Steuer auf die Nerven. Allgemein ist das Betätigen der Hupe in Vietnam unerlässliches und ständiges Kommunikationsmittel; zum Teil ist hinter dem Lenkrad ein zusätzlicher Kranzring installiert, der ausgiebigstes Hupen in jeder möglichen und unmöglichen Situation erlaubt...
Hoi An ist ein kleines Städtchen, welches für seine pittoreske, sehr schöne Architektur mit Europäischen, Chinesischen und Japanischen Einflüssen bekannt ist und zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Zudem hat es etliche Kleiderläden, jedes zweite Häuschen beherbergt einen Schneider oder Schuhmacher, insgesamt wohl über 200 an der Zahl. So liegt es nicht fern, dass ich mir zwei gediegene Anzüge, Schuhe und einen Anorak anfertigen liess, welche zusammen mit anderem Zeugs, vom freundlichen Postangestellten in Windeseile im Hotel verpackt, sogleich ihre dreimonatige Schiffsreise in Richtung schöne Schweiz antraten.
Wir mieteten jeweils für einen Dollar pro Tag ein Velo, was Strand- und Schneiderbesuche angenehm verkürzte, Essen und Trinken waren auch wichtige Eckpfeiler in unserem nicht allzu ausgelasteten Programm. Gemütliche Tage waren dies, auch wenn uns die scheinbar niemals schlafende, Befehle erteilende (now sit, now sign, now pay, now sleep...) und merkwürdige Geräusche von sich gebende Hotelmanagerin mit der Zeit doch etwas einschüchterte...!































Hanoi und Halong Bay

Dienstag morgen verabschiedete ich mich von Coopsie in Richtung Hauptstadt Vietnams (3.5 Mio Einwohner). Dieser ist momentan mit dem Töff irgendwo in Vietnam am Rumkurven und wartet sehnsüchtig auf seine Freundin, die er dann mal in Thailand trifft. Zwei Tage darauf sagte ich einem weiteren treuen Gefährten lebwohl: Ich hatte meine günstig in New York erstandene Kamera (siehe Eintrag) irgendwo liegen lassen, Fotos von Hanoi und Halong Bay sind deshalb futsch und entsprechend gibt es an dieser Stelle auch keine zu sehen. Alle übrigen Aufnahmen habe ich zum Glück auf CD, in Hong Kong habe ich mir dann einen neuen Apparat gekauft, wollte ich sowieso nach meinem Trip machen, jäno, es gibt Schlimmeres (z.B. Tokio Hotel).
Mit dem Flugi kam ich Nachmittags in Hanoi an, und da ich am nächsten Tag unbedingt Halong Bay besuchen wollte, blieben mir nur vier Stunden für die Besichtigung. Im Eilschritt erkundete ich die sehr enge und belebte Altstadt und das sehr sozialistisch anmutende und auch seiende Zentrum mit dem Mausoleum Ho Chi Minhs (treibene Figur hinter Unabhaengigkeits- und Wiedervereinigungsbestrebungen) und anderen Museen, welche wegen fortgeschrittener Stunde allerdings schon geschlossen waren.
Der nächste Tag gestaltete sich folgendermassen: Drei Stunden Bus fahren, vier Stunden Schifffahren und Höhlen erkunden, drei Stunden Busfahren zurück. Halong Bay gehört ebenfalls zum Weltkulturerbe der UNESCO, die surrealistisch daherkommenden, steilen und eng stehenden Felsinseln (1969 an der Zahl, wenn ich richtig gezählt habe...) sind wirklich ein Träumli, Essen war top, die erste Höhle kitschig, die zweite Höhle, laut Führer nichts Besonderes (weshalb die meisten nicht hingingen, selber schuld!), dafür umso besser. Der Tag neigte sich schnell dem Ende zu, die von mir angemachte Russentussi sagte nicht mal tschüss, die Amis dafür brauchten fast Nastüechli beim Abschied, und am nächsten Tag warteten Tschägg und Hong Kong auf mich.

Keine Kommentare: