
Sorata: Ich hatte noch niemanden getroffen, der dort war, und in meinem Reisefuehrer wurde es als huebscher Ort feilgeboten. Und da ich ja nichts Besseres zu tun hatte, fuhr ich mit dem Bus dorthin (4h Fahrt fuer 1.60 CHF).
Wieder einmal eine Busfahrt, und meistens haben die Chauffere das Gefuehl, die Insassen seien Sadomasochisten und wollten Musik von der schrecklichen Sorte hoeren. Ich hatte bereits das Vergnuegen, Elektropop der fruehen 90er, Bluesystem (ehemalige Band von Dieter Bohlen) oder bolivianische Floeten-, Glocken- oder sonstiges Folterinstrumentmusik hoeren zu duerfen. Und immer haben sie nur eine einzige Kassette dabei und spielen diese immer und immer wieder... Und dabei vielfach in einer Lautstaerke, dass ich meinen MP3-Player entsprechend voll aufdrehen muss, sodass am Ende der Fahrt jeweils die Batterie und mein Hoervermoegen am Ende sind.
Es ist schon verrueckt, wieviele schlechte Musik produziert wird, und noch viel uebler ist, dass diese dann auch noch gekauft und gehoert wird: Man muss sich mal vorstellen, da geht einer in den Exlibris, kauft sich die neuste CD von Hansi Hinterseer, geht nach Hause, legt die CD voller Vorfreude in den CD-Player, setzt sich hin, lauscht und denkt "Hei, s'ist halt schon schoen wenn der Hansi von der Liebe singt"... aaargh!
Wie dem auch sei, nach dem Herumgehetze der Uyunitour und dem Mountainbiking kam Sorata gerade richtig: Ein ruhiges, schoen gelegenes Bergstaedtchen mit ca. 3000 Einwohnern, ideal zum Ausspannen; ich habe sogar ein Buch gelesen, welches im Hotel (gefuehrt von einer Deutschen und ihrem Basler Freund) bereitlag ('Der Strom' von William Faulkner). Fuer 20 CHF am Tag kannst du dort leben wie ein Koenig und ich verbrachte mein erste nicht kalte Nacht, meine erste ruhige Nacht und meine erste Nacht in einem Bett mit Daunendecke (sonst gibt es hier nur immer Laken und Wolldecken) seit Seattle.
Am zweiten Tag lief ich zu einer Grotte in San Pedro, wobei auch hier eher der Weg das Ziel war: Die Hoehle ist ziemlich klein, beherbergt einen kleinen, sie nennen es Lagune, Tuempel, und das einzig halbwegs spektakulaere waren die Luftfeuchtigkeit und das Gemotze der Fledermaeuse, welche ueber meinen Besuch scheinbar nicht sehr erfreut waren.
Zuruecklaufen wollte ich auf einem anderen Weg, naemlich am Fluss in der Schlucht entlang. Allerdings heisst es, man solle sich nicht ohne klare Anweisungen auf den Weg machen, und es kam, wie es kommen musste. Nachdem ich mir muehsam einen Pfad runter gebahnt hatte, und nachdem ich nach mehr als einer Stunde und einigen Flussdurchquerungen im Canyon den Weg noch immer nicht gefunden hatte, entschloss ich mich wieder den selben Weg zurueckzugehen. Nach sieben Stunden laufen in der prallen Sonne und nur einem Liter Wasser war ich dann ziemlich kaputt.
Ich hatte erst in Sorata gemerkt, dass eine direkte Busverbindung nach Copacabana, meinem naechsten Reiseziel, existiert, mein Gepaeck hatte ich allerdings in La Paz zwischendeponiert, so musste ich wieder dorthin zurueck.
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