












Einer, wenn nicht der Hoehepunkte unserer Reise stand bevor: 4 Tage Wandern dem Inkatrail entlang ab km 82 bis zur alten Inkastadt Machu Picchu. Statt wie urspruenglich angekuendigt bestand unsere Gruppe nicht aus sieben, sondern aus fuenf Touristen, zwei hatten kurzfristig abgesagt. Die anderen drei waren kiffende und saufende Zahnaerzte (Luiz und Bruno) bzw. Ingenieurstudenten (Reinaldo) aus Brasilien. Auf den meisten Fotos mussten sie irgendwelche Faxen machen und die Versuche von Luiz (der vorderste auf dem einen Foto, der im Brasilienshirt ist Bruno), der nur Portugiesisch spricht, sich bei uns oder den Traegern verstaendlich zu machen, endeten meist mit Gelaechter von allen Seiten. Wirklich geili Sieche, v.a. angesichts der Tatsache, dass sie in ihren Heimatstaedten die sehr verehrten Herren Zahnaerzte sind, auf dem Inkatrail wohl aber so ziemlich die groessten Kindskoepfe (im positiven Sinn) ueberhaupt waren.
Unser Fuehrer hiess Simon Puma, begleitet wurden wir von drei Traegern und einem Koch, die fuer das leibliche Wohl sorgten: Die schleppen je zwischen 20 und 25kg, legen die Strecke beinahe im Laufschritt zurueck, und wenn wir jeweils am Rastplatz angekommen waren, um zu essen oder zu schlafen, waren unsere Zelte bereits aufgestellt. Fuer das werden sie mit etwa 8 CHF pro Tag entloehnt.
Gibt es eigentlich noch irgendwelche Menschen in England, ich habe das Gefuehl die sind alle hier in Suedamerika... Eine Gruppe beispielsweise bestand aus schaetzungsweise 20 Inselbewohnern, die sich gleich einem Tatzelwurm und ebenso langsam ueber die Strecke bemuehte. Denn einige Mitglieder waren nicht eben schmal gebaut und bewegten sich mit zwei Wanderstoecken bestueckt folgendermassen fort: Linker Stock nach vorne, rechter Stock nach vorne, linkes Bein nach nachziehen, rechtes Bein nachziehen, Pause, linker Stock... So stelle ich mir die Alpenueberquerung Hannibals mit den Elefanten vor.
Trotzdem, allen Respekt vor diesen Leuten, der Trail war anstrengender, als ich gedacht hatte, wobei die einzelnen Tage etwa folgendermassen aussahen:
Nachdem wir uns am Vorabend mit leckerem Cuy (grosse Meerschweinchen, komplett am Stueck serviert, das Einzige was fehlt sind Fell und Organe) tuechtig gestaerkt hatten, ging es morgens um 06.00 Uhr los, mit dem Bus fuhren wir zum Startpunkt ins Sacred Valley. Der erste Tag stand im Zeichen des gemuetlichen Einlaufens, und trotz hartnaeckigem Versuch der Verkaeuferinnen am Startort, mir einen daemlichen Laufstock aus Bambus aufzuschwatzen ("Amigo, el stick es necesario!"), konnte ich widerstehen und habe den Trail auch ohne Bambuskruecke offensichtlich ueberlebt. Nach sechs Stunden kamen wir bereits an unserem Uebernachtungsplatz an, eine Art Bauernhof. Die Besitzer haben eine Kueche voller Meerschweinchen (gemaess ihren Angaben 120 Stueck!), von welchen sie zum Zmittag und zum Znacht jeweils eines Auslesen und es zubereiten.
Am zweiten Tag stand am Morgen das groesste Stueck Arbeit vor uns, es galt, 1500 Hoehenmeter den Berg raufzulaufen, danach wieder 600m runter. Unsere brasilianischen Freunde entledigten sich bereits zu Beginn ihrer Rucksaecke und haendigten sie gegen zusaetzliche Entloehnung den armen Traegern aus. Die Strecke ging recht in die Beine, und als wir bereits um 13.30 Uhr am Uebernachtungsplatz ankamen, war niemand traurig.
Der dritte Tag begann wieder mit einem Aufstieg, danach ging es entlang einer Bergflanke durch den wunderschoenen Nebelwald, der seinem Namen alle Ehre machte. Wir uebernachteten auf einem Berg oeberhalb einer ehemaligen Inkastadt, mit herrlicher Sicht, wirklich eindruecklich. Allerdings befand sich dieser Platz etwa zwei Laufstunden vor dem Ort, an welchem die meisten anderen Gruppen die Nacht verbrachten, da das Reisebuero es verpasst hatte, dort einen Platz zu reservieren.
Infolgedessen mussten wir am vierten und letzten Tag bereits um 03.00 Uhr aufstehen, damit wir rechtzeitig in Machu Picchu ankamen. Dies bedeutete, in stockdunkler Nacht durch Inkaruinen den Berg hinunterzulaufen, recht abenteuerlich, und ich war der einzige, der kein Licht dabeihatte. Um 07.30 Uhr durften wir aus der Hoehe dann den ersten Blick auf Machu Picchu erhaschen, die geheime Bergstadt der Inkas, die nur besonderen Wuerdentraegern vorbehalten war und von den Spaniern nie entdeckt wurde. Nach halbstuendigem Abstieg waren wir dann dort und schossen die ersten Fotos, zum Glueck waren dann noch ziemlich wenige Leute vor Ort (Gaellu und ich waren als eine der ersten unten), da die normalen, nicht Inkatrailtouristen erst spaeter aus dem Tal unten in Massen hinaufgekarrt wurden (sali Onkel Toni). Die auf Hochglanz polierten und erhaltenen Ruinen sind der Hammer, alle schoen herausgepuetzelt fuer uns Touris: Verschiedene Tempel, Sonnenuhren, Terrassen fuer den Getreideanbau, Wohnhaeuser usw., die uns Señor Puma in seinem unverstaendlichen Englisch naeherbrachte. Um 12.00 Uhr beschlossen Gaellu und ich, die Brasilianer mochten nicht mehr, den Wayña Picchu (der grosse Berg im Hintergrund der beruehmten Machu Picchu Fotos), den kleinen Bruder des Berges Machu Picchu, nach dem die Stadt benannt ist, zu besteigen. Eine halbe Stunde lang ging es praktisch pfiiffegrad hinauf, und Ausblick sowie die Hoehe sind sprichwoertlich atemberaubend. Der oberste Teil, eine weitere Kultstaette der Inkas, war kultiviert und ist von Gebaeuden, Treppen und Terrassen gepraegt. Vor allem beim Abstieg durch diese praktisch im Raum freistehenden Bauten hatte ich ziemlich den Kack in der Hose, und wenn ich so in die Gesichter der anderen Touris geschaut habe, war ich bei weitem nicht der einzige. Ich fuehlte mich ernsthaft an meinen haeufig wiederkehrenden Albtraum erinnert, irgendwo in der Hoehe mich durch unwegsames Gelaende kaempfen zu muessen (die Psychologiestudenten unter Euch moegen sich jetzt denken, was sie wollen...). Nach zweieinhalb Stunden Abstieg, Slalom durch die Touris in Machu Picchu und insgesamt 11 Stunden rumlaufen trafen wir dann in Agua Calientes, einem recht haesslichen Staedtchen im Tal unten am Rande des Flusses Urubamba, in dem es, wie der Name sagt, heisse Quellen hat, auf unsere bereits angetrunkenen brasilianischen Freunde, wobei wir uns dann auch den einen oder anderen Schluck kuehle Cerveza goennten.
Ab 16.20 Uhr fuhren wir mit Zug und Bus zurueck nach Qusco und weiter ins Mama Africa.
Der Inkatrail allein ist schon eine Reise nach Suedamerika und jeden einzelnen Cent der 250$ wert!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen